Peru

Iquitos – die größte Stadt der Welt ohne Straßenanschluss (03.09.2012)

Leckeres Frühstück mit frisch gepressten Papayasaft. Danach in die Stadt, zuerst ging es auf einen großen Markt, überall gab es Früchte, Gewürze und Saft. Die Säfte hier sind ein Traum. Ich habe leider den Namen der Frucht schon wieder vergessen, aber es war exotisch und süß, so wie fast alles hier. Ausgeschenkt wird der Saft immer in Plastikbeuteln, in dem ein Strohhalm steckt, auch eine Art zu trinken. Durch die Hitze war ich permanent am Trinken um nicht umzukippen. Dann kamen wir an Fleischständen vorbei, das war eklig! Hühnerfüße lagen herum und überall flogen Fliegen umher. Am Ende unserer Tour erreichten wir einen kleinen Schmuckmarkt, genau was ich wollte. Dort habe ich mich erstmal eingedeckt, richtig toll zu wissen, dass man die Materialien erst ein paar Tage vorher selbst in der Hand hatte als man mitten im Dschungel stand, damals direkt von der Pflanze. Ich holte mir auch einen Traumfänger aus der Pflanze der Droge, die wir genommen haben, Ayahuasca, so bleibt es eben eine schöne Erinnerung.
Auf dem Weg zum Flughafen erfuhr ich dann noch von zwei Deutschen, die sich die zubereitete Droge mit genommen haben und ohne professionelle Unterstützung einfach irgendwelche Mengen eingenommen haben. Das hat Hitler erzählt. Einer liegt wohl noch immer im Koma und ein anderer ist verrückt geworden. Was soll man dazu sagen?!
Am Flughafen habe ich wieder gemerkt, wie schlecht mein Spanisch ist, wobei ich einige neue Wörter gelernt habe während der Reise. Durch die anderen habe ich erfahren, dass es ungemein hilft, ein Vokabelheft zu führen, dass man laufend aktualisiert. Witzigerweise hat claro, der Mobilfunkanbieter Nr. 1 in Peru, gleich am Dienstag auf dem Campus unter anderem Notizblöcke verteilt. Dann kann ich gleich anfangen.
Heute in der Uni wurde ich gefragt, ob ich nicht auch schon in Europa im Dschungel war und auch gestern auf dem Markt kam die Frage auf, ob wir in Deutschland auch Costa, Sierra und Selva (also Küste, Gebirge und Dschungel) haben. Das hat mich leicht schockiert, obwohl es mich an meine Erfahrungen in England erinnert.
Insgesamt war Iquitos eine wahnsinnig gute Erfahrung, die jeder mal gemacht haben sollte!
Heute wieder in die Uni zu gehen, war eine krasse Umstellung. Dann gab es auch noch Tests zurück, außer die von mir und meinem Sitznachbar. Die hat der Prof sich erst gar nicht angeschaut, weil er von Anfang an der Meinung war, Diego hätte mir eh alle Antworten vorgesagt. Hätte er sich die Mühe gemacht, 10 Multiple Choice Fragen mehr zu korrigieren, hätte er gesehen, dass das nicht der Fall war. Wahnsinn, drei weitere Uniwochen können kommen…

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Zurück in die Zivilisation (02.09.2012)

Nach 6h Schlaf gab es Frühstück. Einige blieben lieber noch etwas im Bett, aber im Endeffekt trieb der Hunger alle raus. Dann ging natürlich das Geschichtenerzählen los – viele waren enttäuscht, weil der Effekt der Droge zu kurz, zu schwach war oder gar nicht auftrat, andere beschwerten sich, weil sie sich 8x übergeben mussten, wieder andere hatten starke Halluzinationen mit echten Menschen und dann gab es noch 2-3, die das Gleiche erlebt haben wie ich. Ich glaube wir hatten Glück, wobei ich auch sagen muss, wenn man sich nicht 100% darauf einlässt, entfaltet die Droge auch nicht die volle Wirkung.
Nach dem Frühstück kam der letzte Part der Zeremonie – baden. Wir fuhren also wieder mit dem Boot raus und auf einem Mal fing Hitler an zu pfeifen und in einiger Ferne tauchten immer wieder rosa Flussdelfine auf. Vom Boot aus sprangen wir alle ins Wasser und Hitler meinte, wir sollten unseren Kopf unter Wasser tauchen, einigen war noch schlecht, während viele andere gar keine Probleme hatten. Wir schwommen also und 10m weiter tauchten immer wieder Flussdelfine auf – schöne rosane mit langen Schnauzen.
Wieder zurück gab es Kaiman zum Essen, kleine Krokodile. Schmeckte wie eine Mischung aus Hühnchen und Fisch, war okay, aber wird sicher nicht mein Lieblingsessen. Nach dem Essen gab es noch ein dibujo, also eine Zeichnung, die 8 Tage auf der Haut bleiben soll. Jeder durfte selbst entscheiden, was er wollte. Viele wählten Begriffe, wie Liebe, Freundschaft oder Stärke. Diese wurden dann in indigenen Zeichen von Hitler auf die Haut gemalt. Ich habe mir jedoch einen Schmetterling machen lassen, weil es hier so schöne gibt. Teilweise ging es leider schon beim ersten Duschen weg, meins hält sich noch.
Auf dem Weg zurück nach Iquitos machten wir noch einen Zwischenstopp und guckten uns unser Mittagessen in lebendig an, außerdem riesige Fische und ein Piranhabecken.
Die ersten Schritte in die Zivilisation waren krass, als wir in Iquitos Hafen ankamen. Man fühlte sich, als würde man aus einem Traum kommen, nur um in eine weitere unwirkliche Welt vorzudringen. In Iquitos gab es gleich am Hafen einen richtig bunten Markt. Alles laut, viele Früchte, alles Essen, das man nicht kennt, Hunde fraßen die letzten Reste aus den Mülleimern und dazu noch die Hupen der Autos. Im Hostel durften wir uns erst die Zimmer angucken und die waren echt toll. Endlich wieder auf angenehmen Matratzen und nicht fast auf Holz schlafen. Als ich die Duschen sah, musste ich schreien, seit Deutschland das erste Mal, dass ich in Peru abnehmbare Duschköpfe sehe. Der Hammer, schwer vorstellbar, wenn man diesen Luxus jeden Tag hat. Danach erzählte mir Marilie, die die Version mit ihrer Schwester hatte, dass sie den Guide gefragt hat, was das bedeutet. Tatsächlich ist es wohl schon vorgekommen, dass solche Visionen wahr wurden, aber sie solle sich keine großen Sorgen machen. Natürlich lag sie im Bett und machte sich so ihre Gedanken.
Am Abend gingen wir noch in die Stadt um etwas zu essen, besser gesagt, fuhren. In den Mototaxis ging es durch die Stadt. Das sind kleine Wagen, die von Motorrädern gezogen werden. Die können wohl bis zu 120 km/h schnell werden, viel mehr kann mein Auto auch nicht fahren. An dem Abend gab es viele typische Speisen Iquitos. Danach ging es endlich ins lang ersehnte Bett.

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Ayahuasca – Die Wunder des Dschungels (01.09.2012)

Mein Kreislauf war schon am Morgen angeschlagen, obwohl ich viel trank. Zum Frühstück gab es dieses Mal Pancakes, also Eierkuchen oder für den Rest der anwesenden Deutschen, Pfannkuchen. Danach ging es mit dem Boot quer über den Amazonas, immer wieder eine gute Zeit um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Angekommen auf der anderen Seite im Paradies. Ein richtig schöner Teil des Regenwaldes. Wir durften Zuckerrohr pressen und den Saft danach trinken, schön süß, aber nicht so süß wie befürchtet. Wieder zurück mit dem Gefühl man würde durch die Alpen gehen – überall Kuhhaufen. Inzwischen sah ich jedoch schon überall schwarze Punkte und war froh, als es wieder zurück ging.
Zu Hause erstmal erfrischen im Amazonas, danach Mittagessen. Später ging es in langen Sachen und mit Gummistiefeln (2 Größen zu groß) zum Piranha fischen, war auch ganz gut so, da das Boot immer wieder mit Wasser voll lief und wir regelmäßig ausschöpfen mussten, damit das Wasser nicht von außen über den Rand reinläuft.
Anfänglich ging es echt schwer zu fischen ohne den anderen den Angelhaken ins Gesicht zu schleudern. Am Ende ging es besser und fast jeder hat einen Piranha gefangen. Einige sogar sieben. Ich war froh auch einen an der Angel zu haben. Die knabbern nämlich meistens nur das gesamte Fleisch ab und wenn man sie dann hat, zappeln sie endlos am Haken. Dann wurden sie einfach ins Boot geschmissen und schwommen zwischen unseren Beinen hin und her. Morgen sollte es sich eigentlich zum Mittag geben, aber vermutlich ist dort einfach nicht genügend Fleisch dran.
Bevor es zurück ging, gab es noch eine Nachtwanderung durch den Dschungel vorbei an Liebesbäumen, vielen Moskitos, einer Ratte, Fröschen und Spinnen. Wieder im Boot mussten wir uns erstmal Platz zum Sitzen verschaffen, indem wir alle Spinnen ins Wasser schubsten. Im Dunkeln ging es über einen Fluss, der vom Amazonas abzweigt, zurück. Ein sehr schöner Mond und viele Vögel erwarteten uns.
Zum Essen gab es dann nichts mehr, da wir eine Zeremonie machen wollten um die lokale Droge auszuprobieren. Jetzt keine Angst kriegen, liebe Familienmitglieder, es war in einer Gruppe, wir alle waren mal jung und es war jemand Erfahrenes dabei. Der Schamane hieß Carlos und führte die Zeremonie mit uns durch. Das Ganze sollte 4h dauern und es handelte sich um 2h Halluzinationen in drei Etappen: etwas fröhliches, etwas trauriges und etwas ekliges. Außerdem sollte man nichts essen, weil man die Droge wieder erbricht.
Wir saßen alle im Kreis, Carlos stellte sich vor und zeigte uns eine Flasche mit einer Flüssigkeit, die an Dreck erinnerte. Das ist dann also die besagte Droge Ayahuasca, an der wir mehrere Male bei unseren Dschungeltouren vorbei gelaufen sind. Es handelt sich normalerweise um eine einfache grüne Pflanze, die nur am Amazonas wächst.
Carlos fing an in etwas zu pusten. Das Geräusch war unglaublich beruhigend. Dann bekam der Erste sein Getränk eingeschüttet. Es war ungefähr so viel wie zwei Kurze. Nachdem die ersten getrunken hatten, gaben sie den Ratschlag gleich alles auf einem Mal runter zu kippen. Als ich an der Reihe war, wusste ich warum. Es sah nicht nur aus wie Schlamm, sondern schmeckte auch so. Selbst die Konsistenz war so. Die Letzte in unserer Reihe trank auch nicht alles aus, obwohl Carlos eigentlich darauf bestand. Zwischen dem Trinken hat Carlos immer wieder in die Flasche gepustet und dabei interessante Klänge erzeugt. Dann kam Hitler mit einer großen Schüssel an, die er mitten in den Raum stellte. Na wunderbar, aber glücklicherweise durften wir uns auch von der Brüstung übergeben. Nach einer Weile fing der Erste an zu stöhnen und zu zittern. Wir beobachteten das Ganze nur und da ich von Anfang an Skrupel hatte, wurde ich nur noch ängstlicher. Auf einem Mal zog er sich das T-Shirt aus, weil ihm so warm wurde. Dann ging es direkt bei der nächsten los, genau das Gleiche. So langsam bereute ich die Entscheidung mitgemacht zu haben, besonders als der Erste aufstand und sich übergab. Carlos meinte, dass man sich vor oder nach den Halluzinationen übergeben sollte, allerdings fingen plötzlich alle an zu rennen und das immer wieder, nur die Deutschen saßen in der Ecke und spürten noch nix.
Da mein Kreislauf angeschlagen war, haben mir einige empfohlen, das nicht zu machen und tatsächlich waren das meine ersten Erfahrungen. Auf einem Mal fühlte ich mich, als wäre ich auf einem Boot, der Boden schaukelte hin und her. Dann fing ich an Farben zu sehen, verschiedene Mosaike, die sich über den inzwischen dunklen Raum legten. Es war schön, aber ich hatte noch immer Angst, weshalb ich mich sträubte mich komplett darauf einzulassen. Zwei Mädchen haben sich dagegen entschieden und wachten über uns und amüsierten sich. Mit ihnen unterhielt ich mich immer, wenn ich merkte, dass ich weiter abdriftete – das half, da wir eigentlich ruhig sein sollten, so dass sich die ganze Wirkung entfalten konnte. Dann fing Carlos an, nachdem er sich selbst übergeben hatte, Musik zu machen. Es war unglaublich schön. Ich schloss die Augen und es begann: viele Muster, Lianen, die übergingen in verschiedene Tiere des Dschungels, Spinnen und dann wiederum Regenbogen und Vögel, alles wurde hell und schön. Wenn es mir zu dunkel wurde, versuchte ich die Bilder zu steuern, hin zu bunt und fröhlich. Ich musste die ganze Zeit grinsen. Die ganze Atmosphäre war einfach bombastisch. Nach dem Gesang gab es eine Pause, in der die Bilder nachließen, aber sobald Carlos wieder anfing zu singen, ging es weiter. Hysterisches Gelächter gab es ja immer mal wieder zwischendurch, aber auf einem Mal stimmte Marilie in Carlos Gesang mit ein und sang auf Französisch „Ich weiß nicht, was du da singst, aber es ist schön“. In der Pause sang sie weiter, während wir lachten. Andere tanzten: Eine meinte, sie wolle damit sich selbst ausdrücken. Da Marilie nicht mehr aufhörte zu singen, versuchte er Hitler sie zu beruhigen, dann schrie Maria von irgendwo auf der Brüstung, dass sie aufhören solle. Tatsächlich war sie dann nach langer Zeit ruhig. Doch plötzlich fing sie ganz bitter an zu weinen. Das war krass! Später meinte sie, sie hätte ihre Schwester sterben sehen. Ein Glück waren es bei mir nur surreale Bilder! Anfänglich dachte ich, dass ich die Erste wäre, die sich übergeben muss, doch letztendlich war ich eine der letzen. Aufstehen war fast unmöglich. Ich torkelte durch das Zimmer und zur Brüstung. Ich wollte nicht und hatte es ja auch lange verdrängt. Naja es kam, es war genauso eklig wie bei der Einnahme und das Zeug bringt selbst Leute dazu sich zu übergeben, die das sonst nie können. Naja es soll all das Schlimme aus dem Körper raus spülen. Der Schamane hat auch etwas von Medizin gesungen. Danach ging beziehungsweise torkelte ich wieder in den Raum. Inzwischen lagen viele auf dem dreckigen Holzboden. Auch mich überkam eine ziemliche Müdigkeit. Ich legte mich hin und er begann wieder zu singen. Die Bilder waren jetzt vorbei, die Mosaike und das Gefühl auf einem Boot zu sein, blieben. Dann fing der Schamane die Abschlusszeremonie an. Jeder Einzelne bekam seine eigene Behandlung. Zuerst hat er an seiner Zigarette gezogen und danach den Qualm auf unseren Kopf gepustet. Dann hat er mit einem Rasselähnlichem Gestrüpp auf unserem Kopf rumgehauen. Dazu hat er gesungen. War super angenehm! Das hat er 10 Minuten gemacht, dann hat er den Raum und alle schlimmen Gedanken wieder von den Haaren eingezogen und danach gefragt, ob man Durst hat und ob es einem gut ginge. Danach war man fertig und als er mit allen durch war, war die Zeremonie beendet und tatsächlich ging es vielen deutlich besser danach. Die Halluzinationen waren dann vorbei. So dass alle aufstanden und ins Bett gingen. Nur zweien ging es nicht gut, die immer noch alles im Magen hatten und teilweise die ganze Nacht über immer wieder raus mussten, die das Gefühl hatten sich nicht mehr bewegen zu können. Ich hatte immer noch das Gefühl auf einem Schiff zu sein und die Lichter der Taschenlampe spannen Fäden. Deshalb habe ich auch einmal Eine angeschrien, die mir nur Klopapier bringen wollte, weil ich dachte, dass dort im Lichtkegel eine große Spinne sitzt, die ihre Fäden spinnt. Außerdem waren die Sachen, die zum Trocknen hingen, wie Menschen. Ich dachte überall stehen welche. Mützen wirkten auf mich wie Affen, die Öllampen wie Katzen. Das war echt krass! Ich habe es aber gut ins Bett geschafft und bin auch schnell eingeschlafen. Geträumt habe ich dann nichts mehr…

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Erste Schritte in den Dschungel – zwischen Riesenbäumen und Anacondas (31.08.2012)

Wir dachten erst wir würden eh um 6 durch das Sonnenlicht geweckt werden, nachdem wir gestern schon um 21 Uhr im Bett waren, aber nur durch die Hellhörigkeit der Lodge bin ich noch rechtzeitig zum Frühstück um 8 aufgewacht. Es gab Ei, Brötchen, Marmelade aus Tüten und Melone. Wir werden hier so verwöhnt, zumindest Essentechnisch. Geduscht wird hier nicht, man badet im Amazonas und die toilette wird mit extra Wasser, was man aus einem Bottich, der daneben steht, schöpfen muss, gesäubert. Trinkwasser kommt auch aus extra Bottichen. Mit diesen putzen wir uns auch die Zähne – witzig, wie sich immer alle versammeln um sich dort am Wasser zu bedienen. Nach dem Zähne putzen ging es für 2h in den Dschungel. Uns wurden Bäume gezeigt, die einen unglaublichen Durchmesser haben. Auf einen sind wir ein wenig raufgeklettert und man konnte sich sogar an einer Liane entlang schwingen. Hitler lief mir nur viel zu schnell. Ich kam kaum hinterher. Die Luftfeuchtigkeit macht eben doch ganz schön zu schaffen bei einem schlechten Kreislauf. Da reicht auch das Wasser nicht aus.
Nach der Dschungeltour ging es endlich wieder ins Wasser, was, nachdem wirklich alle im eigenen Schweiß gebadet hatten, auch dringend nötig war. Die Jungs reiben sich jetzt immer mit dem Schlamm ab, seitdem Hitler meinte, der würde 10 Jahre jünger machen. Ich konnte mir das Kommentar nicht verkneifen: „ Ihr seht doch eh aus wie 15, warum noch 10 Jahre jünger?“ Dafür bekamen wir gleich mal ne Ladung Schlamm ab. Schon eine lustige Truppe. Nach dem Hühnchen durften wir noch 1,5h in Hängematten chillen. Während alle schliefen, schrieb ich Reisetagebuch, als es auf einem Mal anfing zu regnen, wobei es nur leichter Regen war und nicht, wie man es sich eventuell immer vorstellt, richtig starker Platzregen.
Um 3 Uhr ging es wieder aufs Boot und weiter auf die „Affeninsel“. Neben Affen konnten wir auch Nasenbären, Papageien in allen möglichen Farben und 2 Anakondas sehen. Dabei wurde mir dann auch die Geschichte erzählt, dass ein Guide eine Anakonda zu stark geärgert hat, so dass sie auf die Truppe los ging. Er rief nur noch „Corre! Corre!“ (also Lauft! Lauft!), aber einer war wohl zu langsam. Egal, gehalten wurde sie trotzdem. Danach saßen wir noch zusammen und es gab selbstgemachten Rum. Der war mir aber nicht süß genug, Prozente hatte er aber ordentlich. Abends gab es Fisch, wobei ich bei der geringen Beleuchtung erst dachte, es wäre Huhn, was das ganze im ersten Moment zu einer interessanten Erfahrung machte. Danach wurden Karten gespielt, ich habe gelesen und andere saßen und schauten zu. Back tot he roots, wenn man nur eine Lampe für den ganzen Raum hat. Wie schnell man dann auch müde wird. Ich bin um 21 Uhr in Bett, hörte noch wie die anderen die Gitarre holten und jeder seine Nationalhymne anstimmte. Die Franzosen mit großem Enthusiasmus, die Deutschen nur die üblichen 4 Zeilen. Danach gingen alle ins Bett und bei dem Klima hier kann man eh die ganze Zeit entspannen, wodurch jeder hier 10h durchschläft.

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Noch ein Test, dann geht es los – die Reise über den Amazonas (30.08.2012)

Da ich nur eine zweitägige Uniwoche hatte, verwendete ich auch den ganzen Mittwoch dazu zu lernen und nachzuarbeiten. Durch meinen Entschluss am Dienstag noch einen Kurs abzuwählen, nämlich Neuropsychologie, ging das Lernen deutlich leichter, da ich endlich Licht im Dunkeln sah. Also ging ich auch erst zu 20:50 Uhr in die Uni, nachdem ich endlich wieder warm duschen konnte nach zwei Tagen ohne Wasser. Der Prof ließ uns noch 20 Minuten lernen, ich habe mir noch einmal meine Notizen auf Spanisch durchgelesen und nach gehofft, dass ich spicken kann. Doch schon vor Beginn des Tests setzte er mich von meinem einzigen Kommilitonen weg, der englisch kann. Dieser fragte dann direkt den Prof, ob ich auf Englisch antworten kann. Ich guckte ihn nur erschrocken an und meinte, dass ich doch gar nichts gelernt habe und es deshalb auch nicht auf Englisch kann. War eh egal, es gab 10 Multiple Choice Fragen und das Problem bestand eher darin, die Aufgaben zu übersetzen. Ich öffnete also direkt mein Wörterbuch, war mir direkt neugierige Blicke vom Prof einbrachte – also spicken war definitiv nicht drin. Vielen war durch einfache Logik zu beantworten, wenn man alles verstanden hätte. Eventuell habe ich bestanden, aber nachdem im letzten Test jeder durchgefallen ist, ist das wohl relativ ungewiss. Wieder zu Hause ging es ans Sachen packen. Als ich um 1 Uhr endlich im Bett war, kam Marilie leicht angetrunken hoch um mir zu sagen, dass das Taxi um 4 Uhr kommt. Nach 1h im Bett wälzen, hatte ich noch eine weitere bis mich der Wecker aus dem Tiefschlaf riss. Los gings! Nach einer knappen Stunde Taxifahrt waren wir am Flughafen. Beim Check-In kam dann das erste Problem: Julie hatte zu viel getrunken und zu wenig Schlaf, was in Übelkeit endete. Also fingen wir an Tüten zu sammeln, die sie uns dankbar abnahm. Nach über einer Stunde Verspätung ging es los. In Iquitos angekommen, merkt man schnell: Es ist eine ganz andere Welt. Unser guide Hitler (jedes Mal wenn der Name fällt, muss ich mich zusammenreißen um nicht laus los zu lachen und tatsächlich hatte sich niemand der Deutschen an den Namen gewöhnt, bis zum Schluss nicht), auf jeden Fall führte er uns im Technobus durch die ganze Stadt. Dann ging es in 2h über den Amazonas im Boot bei extremer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit zu seiner Lodge, wo wir die nächsten vier Tage übernachten sollten. Inzwischen hatten alle großen Hunger, also gab es erst einmal catfish, also Wels – super lecker. Hier werden selbst Vegetarier zu Fleischfressern, so lecker ist es – so muss das sein!
Nach dem Essen, kurzes Ausruhen in Hängematten bis es in ein indigenes Dorf ging. Die Schüler, die auf die höhere Schule gehen, müssen teilweise 2h mit dem Boot über den Amazonas rudern um zur Schule zu kommen – 4h jeden Tag.
Danach ging es baden im Amazonas. Die braune Farbe des Flusses hat sich schnell geklärt – kaum war man 1m im Wasser, sank man gleich knietief in den Schlamm, es war eine unglaublich schmierige Angelegenheit, aber erfrischend. Bei Mondschein baden im Amazonas… Auf dem Weg zurück kamen dann die Moskitos, als wir bei Vollmond mit dem Boot zurück zur Lodge fuhren.
Zu Hause gab es dann erneut essen – endlich wieder Lomo Saltado, das Standardgericht Perus, Rindfleisch mit Tomaten, vielen Zwiebeln, Pommes und Reis.
Nach nur einer Stunde Schlaf war ich froh endlich wieder ins Bett zu kommen. Inzwischen wurden Moskitonetze über unsere Betten gehangen, was auch dringend nötig war. Aber zuvor ging es nochmal vor die Tür. Wir mussten nicht weit gehen um die ersten Spinnen an den Bäumen zu sehen und diese waren riesig. Am Ende hielt sie fast jeder Mal auf dem Arm um ein Foto zu kriegen – riesige Taranteln. Danach gab es zwar ein paar Probleme mit dem Einschlafen, aber in so einer Umgebung ging es auch zu fünft im Zimmer. Jedes Mal, wenn jemand durch die Lodge ging, wackelte alles – man wurde also sanft in den Schlaf gewogen. Dazu noch alle möglichen Tiergeräusche, was für eine Erfahrung.

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Sonne genießen in Huacachina

Nachdem ich letzte Woche gar nicht in der Uni war, weil es mir so schlecht ging, sollte es am Wochenende endlich in die Sonne gehen. Mein Husten hielt mich nachts teilweise Stunden wach und egal, was ich machte, nichts verbesserte meine Situation – letzte Hoffnung also: Lima und damit den grauen Himmel und die Abgase endlich hinter mir lassen. Am Freitag um 7:30 Uhr ging es dann also recht komfortabel los. Mit der wohl besten Buslinie Perus (Cruz del Sur) tuckerten wir 4h auf der Panamerikana Richtung Süden. Im Bus selbst fühlte man sich mehr wie im Flugzeug mit Stewardess, die dann zwischendurch Burger als Frühstück verteilte. Filme liefen auch, lautes Spanisch hallte durch den Bus mit englischen Untertiteln, aber mit Kopfhörern konnte man abschalten und schlafen. Kaum in Ica ging es gleich in Taxis und weiter in die Oase, nach Huacachina. Sofort wurden alle Jacken und Pullover ausgezogen und nach der Zimmerverteilung fand man sich am Pool im Bikini wieder ein – so schnell kann es tatsächlich gehen! Abends setzten wir uns (jetzt wieder mit Pullover und Jacke) auf die Dünen – es war unglaublich schön, da alles angestrahlt war, aber kalt. Wieder unten auf der Straße wurden einige neue Sandberge geschaffen dank dem Sand, der sind in unseren Schuhen gesammelt hatte. Im Hostel versuchte ich erst wie in Lima in Shorts und T-Shirt zu schlafen, aber innerhalb der 1. Stunde zog ich mir immer mehr an, weil ich so fror, so dass ich am nächsten Morgen in Leggins, Hose, 2 Paar Socken, Top, T-Shirt und Jacke aufwachte. Es ist eben Winter.
Am Samstag ging es dann endlich in die Buggies und die Dünen hoch. Egal wo man hinsah, überall Sand! Die Dünen erstreckten sich über Meilen. Man hatte jedoch kaum Zeit die Aussicht zu genießen, da trat der Fahrer mal so richtig das Gaspedal durch, so dass wir nur so über den Sand flogen und dann wurde er langsamer und auf einem Mal ging es im gefühlten 90°-Winkel bergab. Das war genialer als Achterbahn fahren! Plötzlich bremste er haarscharf vor den anderen Buggies und es hieß: Sandboarding! Ich guckte nur kurz runter und für mich war klar, dass ich da nicht ohne tierische Angst runter komme. Die ersten Mutigen legten sich aufs Brett und wurden runter geschuppst. Man bekam ganz schön Geschwindigkeit. Als dann alle unten waren, meinte unser Fahrer zu mir, dass ich auch mit ihm im Buggie zurück fahren kann, aber das wollte ich natürlich nicht, also musste auch ich runter. Unter großem Geschrei kam ich heil unten an und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Also gleich den nächsten Hügel rauf, der glücklicherweise nicht so steil war, so dass ich es tatsächlich probierte, mich auf das Board zu stellen. Als es losging, hockte ich mich jedoch hin und stellte mich erst wieder richtig auf, als ich schon fast unten war. Die Snowboarder unter uns waren da etwas erfolgreicher. Nach ein paar Fotos im Sand hieß es auf einem Mal, wir müssten uns beeilen, da die Sonne gleich weg wäre. Also sprangen wir alle in die Buggies um uns den Sonnenuntergang anzugucken. Innerhalb weniger Minuten war die Sonne auch verschwunden. Es war der Hammer, wie schnell das ging. Es wurde direkt wieder kälter, also ging es über weitere Hügel mit dem Buggie wieder zurück zur Oase. Dort wollten wir duschen, aber das Wasser kam erst nur tröpchenweise, dann blieb es vollends weg.
Später am Abend gab es noch eine Party, bei der ich einige Deutsche kennen lernte. Zwei aus Duisburg, die ihr Studium mit einer kleinen Welttour beenden wollen und drei weitere aus Köln und Düsseldorf, mit denen ich mich noch lange unterhalten habe. Das gesamte Wochenende hat einfach unglaublich gut getan – die Sonne, die Menschen und die Ruhe. Morgen habe ich noch frei, aber Dienstag und Mittwoch muss ich wohl einiges für die Uni tun um die verpasste Woche wieder aufzuholen. Donnerstag geht es weiter nach Iquitos, in den Dschungel. Ich bin gespannt, was uns dort erwartet, hoffentlich ist der Sonnenbrand bis dahin wieder weg.

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Back in School

Los geht’s! Ich bin ja schon froh, dass ich inzwischen zumindest die Präsentationen per E-Mail empfange, die die Profs in den Vorlesungen halten, aber leider nicht mehr Informationen. Also stand ich heute ohne Hefter da. Denn in Neuropsychologie existieren tatsächlich Hefterkontrollen. Wir müssen einen Folder anfertigen, in dem wir unseren eigenen Lernprozess festhalten. Heute wurde mir endlich übersetzt, was dieser genau beinhaltet. Der ganze Kurs arbeitete mit um mir auf Englisch verständlich zu machen, was der Hefter beinhalten muss. Also wird er dann einfach nächste Woche nachgereicht. Außerdem gab es heute die ersten Mitarbeitspunkte. Es wurden nach Datum Studenten (ich wollte soeben schon Schüler schreiben) nach vorne gerufen um die einzelnen Gehirnabschnitte zu zeigen und deren Funktionen zu erklären. Verstanden habe ich kaum was, nur dass ich jetzt wohl anfangen muss zu lernen. Glücklicherweise wendete sich der Typ vor mir an mich und fragte, ob ich die Deutsche wäre. Als wir das geklärt hatten, erklärte er mir auf Englisch, dass man ein Manual (also ein Skript) ausdrucken lassen muss, was dann den gesamten Kursinhalt zusammenfasst. Meine Rettung! Also gingen wir das Ding drucken und jetzt habe ich ein schönes pinkes Skript. Ob Jungen das auch in pink bekommen? Damit kann man die Kurse endlich richtig vorarbeiten, immerhin steht nächste Woche der erste Test an.
Den letzten Kurs hatte ich auch mit dem Kommilitonen, der mir das Skript gezeigt hatte, also saßen wir nebeneinander. Der Prof hat den Unterricht früher beendet, aber man muss immer noch solange sitzen bleiben bis der Kurs offiziell vorbei ist, um dem Professor keinen unnötigen Stress mit den Sicherheitsbeamten zu bescheren. Erst saßen wir nur so nebeneinander, bis er wie aus dem Nichts sagte, dass in diesem Raum sitzt ein Mädchen säße, das er mag. Ich dachte erst, ich hatte mich verhört, doch kurz bevor ich fragen wollte, fing er an zu erzählen. Es machte ihn wahnsinnig, dass er sich nie traut sie anzusprechen. Schön zu sehen, dass es selbst hier solche Kerle gibt.
Nach der Uni wollte ich wieder mit dem Bus nach Hause fahren, so wie gestern auch. Ging wunderbar! Diesmal nickte der Busfahrer einfach, als ich ihm meine Richtung sagte, also zwängte ich mich noch als letzte in den Bus rein und ab ging es – mit offenen Türen. Als er abkassieren wollte, fragte er mich nach der Richtung und schrie kurz danach „baja“ um dem Fahrer zu signalisieren, dass ich aussteigen muss. Da stand ich nun, mitten auf der Kreuzung um 22:30 Uhr. Also wartete ich noch ein paar Busse ab, die alle nicht in mein Viertel fuhren, aber niemand wollte mir sagen, wann der passende Bus endlich kommen würde, also ging es zu Fuß nach Hause. Dina hat mir dann gesagt, dass es ein sicheres Taxi gibt, was man einfach rufen kann. Bald gibt sie mir die Nummer, dann kann mir sowas nicht mehr passieren. Sie hat sie selbst von ihrer Uni bekommen, da dort 25% Austauschstudenten sind. Die Uni ist also deutlich besser darauf vorbereitet und die Studenten dementsprechend auch. Aber was soll’s! Hat sicher auch noch seine Vorteile, sobald man anfängt das Wesentliche zu verstehen. Trotzdem war ich recht froh, gestern die wenigen Lüneburger Studenten zufällig zu treffen, die in diesem Semester auch hier studieren. Sie waren gerade auf dem Weg zur Cafeteria und ich ging mit, da sie erfahren haben, dass wir als Austauschstudenten kostenlos essen dürfen. Nachdem wir in zwei Mensen falsch waren, führte uns jemand zu einem Raum, der von außen wie jeder andere Seminarraum der Universität aussah, doch kaum ging die Tür auf, kam ein wunderschönes Restaurant zum Vorschein. Wir fühlten uns plötzlich absolut unpassend gekleidet und waren äußert verwirrt. Überall saßen nur Professoren, dennoch wurden wir herzlich begrüßt und uns wurde direkt ein Tisch zugewiesen. Taschen und Jacken wurden uns abgenommen und die Servietten auf dem Schoß ausgebreitet. So langsam dämmerte es mir. Nicht umsonst studieren wir an der Fakultät für Kommunikationswissenschaften, Psychologie und Tourismus. Die Tourismusstudenten können in diesem Restaurant üben und wir können richtig gutes Essen genießen. Am Ende wurde noch unterschrieben und uns gesagt, dass wir jetzt jeden Tag hier ein 3-Gänge Menu inklusive Getränk kostenlos essen können. ¡Muy rico!

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Erste Unierfahrungen

Der Distrikt, in dem sich meine Uni befindet, Surquillo, grenzt direkt an meinen an, San Isidro, und aus diesem Grund bin ich in einer halben Stunde zu Fuß an der Universidad de San Martin de Porres. Schon auf dem Hinweg ist es auffällig, wie viele Kinder am Straßenrand sitzen und auf Kundschaft warten, denen sie die Schuhe putzen können. Außerdem sehe ich 5 Menschen, die in Arbeitskleidung im Brunnen sitzen und mit Besen das Wasser raus wischen – eventuell verstopft. Klopapier wird auch nicht in die Toilette geworfen, aus Angst vor Verstopfung. Deshalb befindet sich in meiner Uni gleich gar keins auf der Toilette. Also besorgen sich die Studenten zuerst Papier, was ursprünglich zum Händeabtrocknen gedacht ist, und nehmen das dann mit in die Kabine. Nun gut! Man passt sich an.
In der Uni angekommen, werde ich von Einigen neugierig beäugt. Die Stimmung ist freudig. Immerhin hat man sich nach einem Monat Semesterferien viel zu erzählen, doch kaum kommt der Prof rein, ist es ruhig. Später stellt sich heraus, dass das vor allem an seiner Ausstrahlung lag, die etwas einschüchternd ist. Ansonsten ist es doch wie bei uns, es wird auch während der Vorlesungen gequatscht. Als erstes wird die Anwesenheit jedes Einzelnen überprüft. Ich bin es ja gewohnt im Ausland gefragt zu werden, was ich für einen komischen Buchstaben in meinem Nachnamen habe, aber hier scheint es viel ungewöhnlicher, dass ich insgesamt nur zwei Namen habe, während alle Peruaner jeweils zwei Vor- und Nachnamen haben.
Da hier alles sehr verschult ist, muss mitgearbeitet werden, es werden Tests geschrieben und auch Vorträge und Anwesenheit werden bewertet. Das alles fließt mit den Klausuren im September und Ende November in die Endnote ein. Deshalb möchte ich das ganze auch ungerne Vorlesung nennen. Es herrscht striktes Handyverbot und eigentlich auch Verbot aller elektronischen Geräte, nur mein Diktiergerät hat noch niemand einkassiert. Das Gute an diesen Verboten ist, dass man freien Blick auf das Whiteboard hat und nicht an 50 Laptops vorbeischauen muss, auf denen überall Facebook geöffnet ist. Und versteckt in der Tasche ist ja eh alles viel aufregender. Ich fühle mich an meine Schulzeit zurück erinnert.
Nach der Stunde musste ich auf Grund meiner mangelnden Spanischkenntnisse erst einmal nachfragen, was er genau gesagt hat. Mit Händen und Füßen und wenig Englisch konnte mir eine Studentin helfen. Die übliche Frage, die dann immer kommt, wenn die Peruaner merken, wie wenig Spanisch man spricht, ist, warum man sich dann Peru ausgesucht hat? Nun um die Extreme und das Leben intensiver zu spüren, um eben solche (Sprach-)Barrieren zu überstehen um letztendlich daran zu wachsen. Doch sie wollte etwas ganz anderes wissen, ihre Frage überraschte mich, obwohl es mich im Nachhinein wenig wundert. Sie fragte, warum mich meine Eltern nach Peru geschickt haben. Auf meine verdutzte Antwort, dass ich das selbst entschieden habe, war sie erst einmal selbst überrascht. Hier wohnen die meisten Studenten noch bei ihren Eltern und Entscheidungen scheinen auch eher in Übereinstimmung mit der gesamten Familie getroffen zu werden. Alles hat seine Vor- und Nachteile.
Um 22 Uhr war meine letzte Vorlesung zu Ende. Dort wurde mir zum hundertsten Mal die Geschichte der Psychologie dargelegt, nur noch nie so amüsant. Aus Leipzig wurde Leipznig und aus Müller natürlich Muller. Alles gut! Wir würden peruanische Psychologen auch falsch aussprechen!
Müde ging ich nach meinem ersten Unitag nach Hause. Inzwischen sind drei geschafft und heute ging es tatsächlich schon etwas besser. Ich wurde sogar in beiden Kursen vom Prof vorgestellt und beide Male wurde gefragt, ob sich nicht ein Student aus dem jeweiligen Kurs um mich kümmern könnte. Auf die Frage hin, ob jemand Englisch spricht, hat sich niemand gemeldet, aber während des Seminars wurde mir viel von Kommilitonen geholfen und nach dem Unterricht kam mir eine Studentin hinterher gerannt und bot mir ihre Hilfe an, obwohl sie selbst meinte, dass sie dem Englischen eher nicht so gewachsen ist. Diese Aufmerksamkeit baut natürlich auf und macht Mut. Erneut eine positive Bilanz für die Herzlichkeit der Peruaner!

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Laut. Chaotisch. Herzlich – Lima

Empfangen wurde ich durch ein freudiges Schild „Willkommen in Peru, Mia“, das von Astrids Mum hochgehalten wurde. Das Finden ging also schnell, dafür das Verstehen umso schwerer. Aber auf einigen Umwegen konnten wir das Wesentliche besprechen. Die Fahrt durch Lima machte mich wieder munter. Ich war bestens vorbereitet, auf die vielen Menschen, den Lärm und das Chaos, aber dennoch überraschte mich alles! Ein Casino reihte sich an das nächste, ich sah Häuser, die es so in Deutschland nie geben dürfte, mit langen Metallstäben, die aus dem Beton ragten und der Verkehr machte einem Angst. Da fahren deutsche Autos, wie sie im Heimatland vermutlich nie zum Einsatz kommen würden. Wenn man eine Lücke findet, einfach durch. Zur Not den Weg frei hupen. Auf Kreuzungen stehen alle Autos kreuz und quer. Je nachdem, wo noch Platz ist und gefahren wird eben auch, wenn der Weg kurz frei wird. Achso den Anschnallgurt auf dem Rücksitz habe ich auch vergebens gesucht. Das ist hier normal. Ins Taxi werden auch gern mal 5-6 Mitfahrer gesteckt. Das stört niemanden!
Bei der Wohnung angekommen, sah man nur einen großen schwarzen Zaun. Man konnte nicht dahinter blicken. Also wurde geklingelt und uns auch direkt die Tür geöffnet von einer der Vermieterinnen. Dass das so einwandfrei klappt, hätte ich nicht gedacht! Kaum die Sachen im Zimmer abgelegt, dass nur 2 Tage mir gehören soll, da mein eigentlichen noch nicht fertig renoviert ist, ging es gleich wieder los. Essen in einem für mich sehr amerikanischen Restaurant. Als wir geparkt haben, kam gleich jemand an, der meinte, dass er auf das Auto aufpasst. Essen konnte ich nichts mehr. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es in Deutschland 11 Uhr abends war und ich seit über 30h auf den Beinen war. Also wurde nur Inka Kola probiert – leider auch mir zu süß. Danach wurde eingekauft. Mir war inzwischen leicht schlecht, also nur H-Milch, Kellogg’s und Té Puro (leider Schwarztee, wie sich später heraus stellte) gekauft. Also ging es weiter mit der Handykarte. Alles übernommen von Astrids Eltern. Egal, was ich machen wollte um es zu zahlen, ich durfte nicht! An der Kasse waren 2 Leute vor uns und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Das Band wurde per Hand gesteuert und dann packte die Kassiererin die Einkäufe auch noch für die Kunden in einzelne Tüten. Sowas dauert natürlich – schien aber niemanden zu stören. Eigentlich auch irgendwie erwartet, aber schockierend, wie ungeduldig man selbst dabei wird.
Zurück beim Auto wurde der Sicherheitsbeamte bezahlt und es ging zurück zur Wohnung. Ich bedankte mich zum gefühlt hundertsten Mal bei Astrids Eltern – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es auch eines der einzigen Wörter ist, die ich auf Spanisch kenne, und verabschiedete mich von ihnen.
In der WG wurde man direkt mit Küsschen begrüßt und alle, die da waren, unter anderem eine aus Deutschland, stellten sich vor. Ich war verwundert, dass schon so viele Menschen hier waren, obwohl die Unis normalerweise erst Mitte August beginnen. Später stellte sich heraus, dass wir erst 3 Leute hier sind und alle anderen noch vom vorigen Semester einige Wochen länger geblieben sind, weil es ihnen hier so gut gefiel. Bald sind sie dann weg und dann kommen neue, so dass wir insgesamt 21 Leute sind. Hauspartys sind aber wohl nicht mehr erlaubt, da das Haus komplett renoviert werden musste nach dem letzten Semester. Da habe ich mich doch gefragt, was mich in der ersten Nacht um Mitternacht so lautstark geweckt und an Bastis Partys erinnert hat. Aber sie meinte, dass war reines Vorglühen und keine Party – alles klar!

Am nächsten Montag um 7 Uhr aufgestanden. Den ganzen Tag nichts gemacht, außer gefühlte Stunden nach Besteck gesucht und auf warmes Wasser gewartet – heute leider nicht! Deshalb musste ich dann kurzum meine Haare mit lauwarmem Wasser waschen. Mit Gänsehaut bin ich aus der Dusche gestiegen, aber es zeigten sich erste Sonnenstrahlen und das im Winter. Die Vermieterin war auch schon ganz erstaunt. Dieser Winter wäre etwas besonderes, mit nur 70% Luftfeuchtigkeit, und Sonne. Die Wärme von 20° schien sie wohl eher nicht zu beeindrucken.
15 Uhr ging es mit Taxen los zu einem Restaurant um den Unabhängigkeitstag zu feiern. Dort haben wir dann die Familie der Vermieterin kennen gelernt und es gab Buffet. Viele peruanische Speisen, die ich nicht verstanden habe. Einige waren ganz lecker, andere eher gewöhnungsbedürftig. Die Franzosen, die schon ein Semester hier waren, zeigten uns, was sich lohnt und was eher nicht so – und zur Not: Salat geht immer und überall. Die Maiskörner hier sind doppelt so groß, wie bei uns und ich kam in den Genuss gleich mal 3 verschiedene Sorten Kartoffeln zu probieren. Genug über essen, sonst bekomme ich Hunger!
Weiter ging’s mit dem Bus zum Supermarkt. Alles ging so schnell. Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht. Der Bus hielt, obwohl ich mir nicht mal da sicher bin, ich glaube er ist einfach nur langsam weiter gefahren, wir sind rein gesprungen und standen dann etwas geduckt, weil die Decke so niedrig war.  Dann wurden schnell 50 Cent rausgekramt und wieder aus dem Bus gesprungen. Wer nicht schnell genug ist, muss weiter fahren!
Im Supermarkt war der Pisco ausverkauft – eine Schande für die Peruaner! Was jetzt? Naja Havana Club für 7€ macht es zur Not auch! Weiter in das Haus der Vermieterin – alle eingequetscht in ein Großraumtaxi. Dina (die andere Deutsche) bekam ihre Beine nicht mal hinter den Sitz gequetscht, weil sie zu groß ist. Also ging eine erneute turbulente Fahrt los. Die Zeit, die sich die Peruaner beim Einkaufen sparen, möchten sie im Verkehr wieder gut machen, bekomme ich langsam das Gefühl. Geschwindigkeitsbegrenzungen bestehen lediglich in deinem Vordermann, der selbst nicht weiter kommt.
Das Haus von Chili (der Vermieterin) ist wahnsinnig groß! Selbst für deutsche Verhältnisse wunderschön eingerichtet, aber dennoch überall unverputzte Stellen und als ich dachte, so viele Umzugskartons kann ein Mensch doch gar nicht haben, hat sie uns erzählt, dass ihr Vater Autoteile verkauft und die hier lagert. Eine Treppe, die direkt aus dem Haus ins Freien führte, und dabei 2 Etagen miteinander verbindet, ist mit Teppich ausgelegt. Was ist wenn es regnet oder schneit? Sowas gibt es hier nicht! Skurril!
Geredet wurde den Abend über etwas Deutsch, viel Französisch und noch mehr Spanisch, da wir dank eines Peruaners immer dazu bewegt werden, alles auf Spanisch zu umschreiben – das übt ungemein. Als erstes lernt man natürlich die wesentlichen Wörter, wie betrunken, auf Ex und Kater kennen – erinnert mich an meine Anfangszeit in England. Das ist doch wirklich überall auf der Welt gleich, oder?!
Wieder in der Küche wurden Limetten in der Größe von Cherrytomaten ausgedrückt und mit Eiweiß und jeder Menge Alkohol in den Mixer getan. Schön süß, auch wenn ich das mit dem Eiweiß lieber nicht gesehen hätte.

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Über den großen Teich gekommen

Ich habe es geschafft! Ich bin in Lima angekommen. Bis dahin war es jedoch ein langer und steiniger Weg. Los ging es in Berlin – wir wollten mit dem ICE nach Frankfurt zum Flughafen. Anfänglich waren wir pünktlich, doch noch bevor wir Berlin verlassen hatten, kam die Durchsage, dass die Strecke zwischen Berlin und Wolfsburg gesperrt sei und wir deshalb einen Umweg über Magdeburg fahren müssten. Das bedeutete: 90-120 Minuten länger – also eine Ankunftszeit von 20:44 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof. 21:50 Uhr sollte mein Flug gehen. Panik machte sich breit! Als wir dann in Frankfurt waren, hatten wir glücklicherweise nur eine Verspätung von 80 Minuten. Trotzdem war der Weg zum Flughafen noch holprig und letztendlich stand nur noch eine Frau hinter dem Schalter und fragte, ob wir noch heute fliegen wollten. Na das hat gesessen! Natürlich noch heute, wann denn sonst?! Also hieß es schnell die nötigen Papiere raus zu kramen und dann den Koffer auf das Band zu hiefen. 20kg waren erlaubt, 26 hatte er. Anfänglich sah es so aus, als würde sie ihn einfach durchschieben, aber dann meinte sie auf einem Mal, ich hätte nur 20kg angemeldet und sie kann da keine Ausnahme machen. Nach kurzem Koffer öffnen und feststellen, dass keine Zeit mehr war, großartig zu sortieren und raus zu werfen, was in Peru nachgekauft werden könnte, wurde gezahlt. Inzwischen kamen schon drei Durchrufe, dass sich doch alle Passagiere vom Flug nach Santo Domingo bitte zum Gate begeben sollten. Das half ungemein – leider nicht! Nach einer ganz spontanen Verabschiedung von meinen Eltern, ging ich schnell durch die Passkontrolle, wo er mich dann noch ganz ausführlich zu meinem Ausweis befragen wollte, der 2007 geklaut wurde… Sooft geflogen seitdem und jetzt wird es auf einem Mal interessant? Gerade jetzt, im ungünstigsten Moment? Dann kam auch noch ein Kollege, der ganz dringend Redebedarf hatte. Ich trommelte ungeduldig auf den Tisch zwischen den Beiden, bis der andere sich endlich wieder meiner Akte zuwandte und mir meinen Pass wieder gab. Ich winkte noch kurz meinen Eltern zu und rannte durch Europas zweitgrößten Flughafen zum Gate. Dort angekommen, war das Handgepäck an der Reihe. Alles wunderbar – dachte ich! Doch nach dem Filzen wurde es noch einmal beim Abreißen der Bordkarten per Hand gewogen und ich wurde sofort zum Wiegen geschickt. Er drehte sich um und ich fing an, meinen Rucksack auszupacken – das Schwerste einfach raus, Rucksack wieder zu und rauf auf die Waage, aber dummerweise erkannte er mein Vorhaben und fragte mich, ob die Kamera auch meine wäre. Das konnte ich ja schlecht verneinen und grummelte leise „ja“. Daraufhin sagte er etwas, was ich wohl in dieser Situation am wenigsten erwartet hatte: „Das ist in Ordnung. Dann haben Sie eine Laptop- und eine Kameratasche separat.“ Daraufhin hob er meinen Rucksack erneut an und sagte, dass er jetzt vom Gewicht in Ordnung wäre. Na immerhin! Nach einem darauffolgenden Telefongespräch konnte ich mich etwas beruhigen und ging dann an Bord – nur leider ohne Ticket, da ich den kleinen Schnipsel wohl im Vorraum verloren hatte. Also sagte mir die Stewardess ich solle warten und als alle saßen, wurde mir erzählt, ich sollte gleich vorne in die Comfort Class – also rein in die 1. Klasse! Ich setzte mich und wurde gleich auf Spanisch von meinem Nachbarn angesprochen. Mit Händen und Füßen konnten wir uns ein wenig verständigen und später habe ich versucht ihm die Speisekarte zu übersetzen. Na das war ein Spaß! Dann wollte ich nur noch schlafen, aber wie sollte das gehen, wenn die Stewardessen jede Minute vorbei kommen um dir neuen Alkohol einzuschenken – ein hartes Leben. Beim Essen wäre mir mein Kopf dann auch beinahe auf das Tablett gekippt. Gegen halb eins war dann endlich das 3-Gänge-Menü verspeist und es hieß: Nachtruhe oder besser gesagt: Filme schauen – dabei schläft es sich ja bekanntlich eh am besten ein. Nur leider streikten meine Kopfhörer – Kabelbruch. So das war‘s – ich schlafe jetzt! Nach einer kurzen Nacht landeten wir in der Dominikanischen Republik. Beim Start 2h später durfte ich wieder in die 1. Klasse und durfte an einer verfrühten Weihnachtsfeier teilhaben. Santo Domingo leuchtet von oben wie eine wunderschöne Lichterkette – es war unglaublich romantisch! Dann sank ich erneut in den Schlaf, auf meiner Uhr war es 11 Uhr und es wollte einfach nicht hell werden. Das und die kalte Klimaanlage trugen noch zum Weihnachts-/Wintergefühl hinzu.

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